Designerinnen und Designer
VormVijf, Proforma und Total Design: 30 Jahre lang arbeitete Aad van Dommelen als Creative-Director für die bedeutendsten Agenturen des grafischen Schlaraffenlandes Niederlande.
Während dieser Zeit stemmte er unzählige bekannte Corporate-Design- und Brandingprojekte, unter anderem für KLM, das Niederländische Außen- und Verteidigungsministerium, Koninklijke BAM und die Protestantische Kirche. Ein weiterer Meilenstein war das Re-Design von Total Design selbst gemeinsam mit Leon Stolk im Zuge ihrer Umformierung zu Total Identity 2000. Hierbei begann Aad sich zum ersten Mal (ernsthaft) mit Schriftdesign zu beschäftigen und entwickelte mit Oneliner die viel beachtete Hausschrift der Agentur.
Drei Jahre später arbeitete er am Corporate-Design von Hyundai Card. Dieses hinterließ in der Designszene Südkoreas einen solchen Eindruck, dass danach viele weitere Aufträge von dort folgten, nicht selten auch für exklusive Schriften. Aads Corporate-Fonts sind in Südkorea mittlerweile omnipräsent. Sie zierten und zieren das Internetunternehmen Daum, LG Electronics, Heungkuk Insurance (zusammen mit Christoph Dunst), SK Telecom (zusammen mit André Mol), Total Impact und JTBC Television. Darüber hinaus erschuf er Custom-Fonts für MRO Industries, Stern Groep, Vigilius Mountain Resort, Friesland Campina, Gaffel oder Lotte Duty Free (ausgezeichnet mit dem „Red Dot best of the best“).
Mit der Romaine veröffentlicht Aad hingegen erst seine zweite Retail-Schrift. 2012 entsendete er über die FontFont-Bibliothek die FF Aad in die Welt. Ihm selbst behagte übrigens die Idee, die Schrift nach ihm zu benennen seinerzeit nicht. Seine zurückhaltende Art stand dem Vorschlag zunächst im Weg. Fontwerk-Gründer Ivo Gabrowitsch – damals FontFonts Marketing Director – überzeugte ihn schließlich mit dem Argument, dass es nur eine weitere Schrift gebe, die jemals vor der FF Aad im Fontmenü oder anderen alphabetisch sortierten Übersichten stehen könnte: Die Aachen von Letraset.
Auch Aads gestalterisches Können wurde wie das von vielen anderen Fontwerk-Designern von der Königlichen Akademie der bildenden Künste in Den Haag geprägt. Hier studierte er Grafik- und Typografisches Design, unter anderem bei Gerrit Noordzij.
Ein Rätsel, was wir bisher noch nicht auflösen konnten ist, woher der Niederländer ausreichend Platz für seine Sammelleidenschaften nimmt. Das Sammeln alter Macintosh-Rechner und Aufklappbücher dürfte eine gewisse räumliche Herausforderung darstellen. Aber auch die wird er mit seiner außergewöhnlichen Ruhe und Akribie zweifelsohne gemeistert haben.
Auch nach drei Jahrzehnten in seiner »neuen« Heimat Berlin scheint sich Alessio Leonardi jenes Florentiner Gen erhalten zu haben, welches einen hierzulande eher selten erlebten Witz versprüht. Ein Espresso mit dem jung-gebliebenen Vollprofi verspricht immer ein anregendes Zusammensein zwischen fachlichen, gesellschaftlichen und persönlichen Themen. Koffeinschock nicht ausgeschlossen.
Dass der Kommunikationsdesigner und Schriftgestalter weiß, wovon er spricht, belegt ein Blick auf seine Vita. Nach Studium an der ISIA in Urbino zog es ihn zu Erik Spiekermann bei MetaDesign Berlin, bevor er eigene Designbüros führte (Leonardi.Wollein, Lion&Bee) und schließlich 2010 zum Professor für Visuelle Kommunikation an die HAWK Hildesheim berufen wurde. Seine zwischenzeitlichen Vertretungsprofessuren für Corporate- und Informationsdesign auf der Burg Giebichenstein und für Typografie an der HBKsaar deuteten bereits auf einen solchen Schritt hin. Immer wieder wuppte er als (Mit)verantwortlicher aber auch große Corporate-Design-Projekte, z.B. für den WDR, den Springer Verlag, Schering, Linotype oder CECIL.
Seine ersten Schriftfamilien realisierte Alessio Leonardi 1989 noch analog, die folgenden ab 1992 für FontShop International und Linotype dann digital. Mit Alexander Branczyk, Heike Nehl, Sybille Schlaich and Thomas Nagel gründete er einen der ersten digitalen Schriftverlage, Face2Face, später mit Fabrizio Schiavi Fontology. Einige seiner Schriften wurden eigens für das legendäre Techno-Magazin Frontpage gestaltet, nicht selten in von elektronischer Musik geschwängerten Nacht-und-Nebel-Aktionen.
Im neuen Jahrtausend startete er sein alleiniges Label BuyMyFonts. Hier entstand auch die Corporate-Schrift für Berlin, die BMF Change, die in überarbeiteter Form nun bei Fontwerk für den Rest der Welt veröffentlicht wird. Weitere Höhepunkte seines Schaffens sind das komplexe Schriftsystem für die Schering AG (heute Bayer), die Bröhan-Schrift für die Bröhan Art Advisors Inc. und die BDFoundation für die Bröhan Design Foundation, aber auch die FF Letterine, FF Matto, FF Handwriter und FF Graffio für FontFont und die BMF Elettriche, die nach eigenen Angaben „größte Schriftfamilie der Welt … bis jetzt“.
Neben dem Sprechen auf (immer ein Highlight!) und der Moderation von Konferenzen (z.B. TYPO Berlin) schreibt Alessio Leonardi auch für Designmagazine und veröffentlicht Bücher: von „From the Cow to the Typewriter: the (true) History of Writing“ und „A Line of Type. 120 years typographic history“ (mit Jan Middendorp für die Mergenthaler Edition) über „Mr. Typo and the lost letters“ (auch mit Jan Middendorp) und „Wie die Leidenschaft unser Leben ruiniert.“ bis hin zur Typo-Graphic Novel „Mr.Typo und der Schatz der Gestaltung“. Damit schließen wir seine Bio vorerst ab, bevor wir sie selbst noch als Buch veröffentlichen müssen …
Andreas Frohloff war als Type-Director Fontwerks erster Mitarbeiter und steht uns mittlerweile freiberuflich zur Verfügung. Seine lektorierende Rolle ist ein entscheidendes Element unserer Verlagsidee.
Bereits bei FontFont wurde sie von zahlreichen Designerinnen und Designern geschätzt, viele berufen sich bis heute auf die erfolgreiche Zusammenarbeit. 16 Jahre lang leitete er das TypeDepartment der größten Bibliothek zeitgenössischer Schriften. FF DIN, FF Meta, FF Mark, FF Spinoza – in allen steckt auch Andreas’ Wissen und Fertigkeit.
Bekannt ist Andreas vor allem durch seine Workshops und Typedesign-Lehrtätigkeiten. Es gibt kaum TYPO-Berlin-Besuchende, die zwischen 2001 und 2018 von ihm nicht in die Kunst der Kalligrafie und nicht selten auch in seine Vorliebe für Sprachspiele und Assoziationen eingewiesen wurden. Bei Bedarf weiß Andreas mit Oscar Wildes Hilfe zu motivieren: „Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, so ist es nicht das Ende!“
Zusammen mit Axel Bertram veröffentlichte er die Schriftfamilien Rabenau und FF Videtur und überarbeitete nach der deutschen Wiedervereinigung die charaktervollen Berliner Straßenschilder. Sein jüngstes Großprojekt ist die Neue DIN, welches er gemeinsam mit Hendrik Weber und Olli Meier aus dem Boden stampfte und dessen Design er entscheidend beeinflusste.
Umgeben von den glasklaren, eiszeitlichen Seen vor den Toren Berlins findet Anja Meiners Inspiration für glasklare, zeitgenössische Schriften.
In der Ruhe Brandenburgs lebt sie mit nicht ganz so ruhiger Familie in vier Generationen, die Geschäftigkeit der Großstadt immer in Reichweite. Gemeinsam mit Ralph du Carrois gründete Anja bBox Type, um dort für internationale Brands wie ZDF, Cewe oder Autodesk exklusive Hausschriften zu gestalten. Ihnen ist auch die beliebte Fira Sans für Mozilla in Zusammenarbeit mit Erik Spiekermann und Team zu verdanken, sowie die Multiscript-Erweiterung FiraGO für den Geodatenanbieter Here.
2022 verließ Anja bBox Type, um sich neuen Herausforderungen zu widmen. Vermutlich waren es die ihr nahen Seen, die sie zum Sprung ins kalte Wasser, auf zu neuen Ufern inspirierten.
Die Kommunikationsdesignerin besitzt neben dem Gespür für Schriften ein Talent zum Organisieren, beispielsweise beim monatlich stattfindenden Typostammtisch Berlin, für den sie auch leidenschaftlich gern schreibt. Ein großes Thema für Anja ist außerdem der Schreib- und Leselernprozess bei Kindern.
Marken über Interaktion zum Leben zu erwecken – das und vieles mehr vermittelt Christine Gertsch als Dozentin und Studienleiterin CAS Type & Brand an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) in Kursen zur Schriftgestaltung, ihrer digitalen Anwendung sowie zum Creative-Coding.
Von ihrer progressiven und systematischen Vorgehensweise profitieren ebenso ihre Auftraggeberinnen und Auftraggeber wie Reka, Jelmoli, Halsfeger, Sympany oder Unicef. Auch außerhalb der Hochschule versammelt Christine Typografie-affine Menschen als Co-Gründerin und -Organisatorin des Typostammtisches Zürich.
Die selbständig tätige visuelle Gestalterin und Typedesignerin greift in ihrer Arbeit auf Erfahrungen aus fünf Ländern zurück. Neben ihrer Wahlheimat Zürich und ihrer Heimatstadt Basel war sie 10 Jahre in Kanada, Dänemark, Deutschland und den Niederlanden tätig. Hier gewann während ihres Type-and-Media-Masterstudiums an der KABK Den Haag vor allem ihr Interesse an der Verbindung von technischen Features und Design Auftrieb.
Dieses Interesse ist eines von zwei zentralen Themen ihrer Schrift Push. Nach verschiedenen Custom-Font-Projekten und eigenen Schriftexperimenten veröffentlicht Christine damit nun erstmals eine Retail-Familie. Als Hobby-Radlerin und -Ruderin standen zudem sportliche Aspekte Pate beim Designkonzept der Schrift.
Christoph Koeberlin ist einer der gefragtesten Font-Techniker Europas, steht er doch für allerhöchste Sorgfalt bei schnellstmöglicher Lieferung.
Top-Labels wie FontFont, Swiss Typefaces, TypeBy, Miles Newlyn und Grilli Type schenken ihm daher ihr Vertrauen. Auch das Fontwerk-Engineering-Team wäre ohne seine grundlegende Hilfe so nicht denkbar. In unserem sehr guten Freund fanden wir sofort inhaltliche und technische Unterstützung. Allein schon deshalb hat er einen Ehrenplatz in der Werk-Geschichte sicher.
Dass er auch ein sehr guter Schriftgestalter ist beweisen seine beiden ersten Retail-Familien: FF Mark (zusammen mit Hannes von Döhren und dem FontFont Type Department bei FontFont 2013) und Fabrikat (zusammen mit Hannes von Döhren bei HVD Fonts 2016) wurden innerhalb kürzester Zeit zu Bestsellern. Im Moment konzentriert er sich vermehrt auf sein Projekt sportsfonts.com, hier vor allem auf entsprechende Custom-Type-Projekte. Seine Exklusivschriften für seinen Lieblingsverein 1. FC Kaiserslautern und den Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05 fanden bei Fans und Experten großen Anklang.
Der Vater zweier Söhne kooperiert immer wieder gern mit Anderen, zum Beispiel für seinen beliebten typografischen Wissensspeicher Typefacts. Zu finden ist Christoph oft in seinem Schrebergartenbüro im Prenzlauer Berg, wo er sich in ruhigen Momenten Gedanken zu Nachhaltigkeit, Schokolade und der Erweiterung seiner Plattensammlung macht.
Die Olympischen Spiele von Mexiko 1968 und München 1972 waren mit ihren mutigen Designs die Höhepunkte visuellen Brandings. Innerhalb der Designszene ist Daniel Perraudins Meinung sicher mehrheitsfähig. Auch wir schließen uns ihr an, zumal Daniel als Gründer und Partner von Capitale Berlin/Wien – einem Studio für Branding, Leitsysteme und Editorial Design – ausgewiesener Spezialist für komplexe (typo)grafische Projekte ist.
Seine Expertise liegt auch in seiner weiteren beruflichen Erfahrung begründet. Daniel studierte Informationsdesign an der HdM Stuttgart und der FH Joanneum Graz und arbeitete danach bei KMS Team im Bereich Corporate Design und Typografie für Kunden wie BMW, Canyon, MAN, Porsche und Sky. Später erlangte er den TypeMedia-Master in Typedesign an der Königlichen Akademie der bildenden Künste in Den Haag. Sein Wissen gibt er seit einigen Jahren an die Grazer Studierenden weiter. Daniels erste Schrift Parka veröffentlichte er 2010 erfolgreich beim legendären Font Bureau.
Was soll man noch über den Mann schreiben, über den es Wikipedia-Einträge in 15 verschiedenen Sprachen gibt?
Der Mann, dessen Regal Preise für sein Lebenswerk der renommiertesten Verbände und eine schön gerahmte Ehrendoktorurkunde schmücken. Dessen Fachbücher und die über ihn erschienene Designerbiografie internationale Bestseller wurden. Der mehr erfolgreiche Schriften gestaltet hat, als das Gesamtprogramm der meisten Foundries umfasst. Der als kurzweiliger Gast in Film-, TV- und Audio-Produktionen auftritt und der BBC bereits in den Achtzigern Typomanie erklärte. Der in drei Zeitzonen zu Hause ist und in jedem Ort mehr Fahrräder besitzt als eine sportliche Großfamilie. Der am Aufbau zwei der relevantesten Kreativagenturen, eines legendären Letterpress-Workshops, den zeitweilig wichtigsten unabhängigen Fontvertriebs und der größte Bibliothek zeitgenössischer Schriften mitwirkte.
Man kann über diesen Mann eigentlich nicht mehr viel schreiben. Außer, dass es Fontwerk ohne die letztgenannten beiden Errungenschaften wohl nicht geben würde, liegen unsere Wurzeln doch in den Idealen und Freundschaften der ersten 25 FontShop-Jahre. Dass Erik seine Zukunft als Typedesigner nach der enorm erfolgreichen Zeit bei ITC und FontFont in unserem Label sieht, empfinden wir als große Wertschätzung und ist uns zugleich motivierende Verpflichtung.
Schon der griechische Philosoph Thales wusste: „Das Prinzip aller Dinge ist Wasser; aus Wasser ist alles, und ins Wasser kehrt alles zurück.“
Auch der Kölner Designer Felix Braden weiß den Wert des nassen Elements zu schätzen. Sowohl seine eigene Foundry Floodfonts als auch nahezu alle seiner Schriften nehmen namentlich Bezug dazu. In seinem typografischen Aquarium schimmen zum Beispiel Pulpo, Kontiki, Capri, Tuna, FF Scuba, Bikini oder Moby. Auch die bei Fontwerk veröffentlichte Turbine meint passenderweise die rotierende Strömungsmaschine eines Wasserkraftwerkes.
Gestalterisch finden Felix’ Schriften ebenfalls Anklang. Seine FF Scuba wurde im Communication Arts Typography Annual 2013 ausgezeichnet, seine Kontiki war nominiert für den German Design Award 2019.
Felix Braden arbeitet hauptberuflich als Art Director bei MWK Köln und zeichnete hier unter anderem für das Corporate-Design von Malteser International und dem Logodesign für das Römisch-Germanische Museum verantwortlich. Zuvor co-gründete er Glashaus Design und arbeitete mit Jens Gehlhaar bei Gaga Design. Felix studierte Kommunikationsdesign an der Hochschule Trier bei Prof. Andreas Hogan.
In seiner Freizeit weiß er allerdings auch zuweilen eine ruhige Kugel zu schieben, denn er ist leidenschaftlicher Boules-Spieler. Bei weniger gutem Wetter eifert er seinem Vorbild Rian Hughes nach und zeichnet Illustrationen. Wenn ihm nach mehr Aufregung ist, besucht er Indie- und Alternative-Rockkonzerte.
Inmitten zweier Gebirgs- gestaltet Franziska Weitgruber Schriftzüge. So markant wie die Südtiroler Alpen selbst sind die Schriften, die sie zum Leben erweckt.
Fasziniert von der Wechselwirkung analoger und digitaler Techniken lotet sie in ihrer Arbeit die Grenzen von Werkzeugen und Materialien aus. Intensiv setzt sie sich mit manuellen Drucktechniken und hochwertigen Beschichtungen auseinander, beispielsweise Blattgold, Emaillack, Risographie und Siebdruck.
Franziska erlangte ihren Bachelor in Grafikdesign mit dem Schwerpunkt Schrift an der New Design University St. Pölten (Typografie, Kalligrafie, Handlettering, Schriftdesign). Später war sie dort auch als Lehrbeauftragte tätig. Der Master TypeMedia an der Königlichen Akademie der bildenden Künste in Den Haag manifestierte ihren Weg zum Typedesign. Derzeit arbeitet Franziska als selbständige Schriftgestalterin und Grafikdesignerin. Zudem ist sie wiederkehrende Gastmentorin der Type Clinic Slovenia.
Neben der Nikolai veröffentliche sie frühe Versionen ihrer Schriften Gig und Roba ebenfalls zunächst bei Future Fonts. Abseits der Buchstabenwelt haben es ihr Fahrräder und das Rietveld Schröder House in Utrecht angetan.
Einfach ist das Beste. An diesem simplen wie herausfordernden Designprinzip orientiert sich Hendrik Weber seit 20 Jahren bei der Gestaltung im öffentlichen Raum.
Der Type-Director einer der führenden Agenturen Deutschlands (KMS Team) sieht seine Arbeit untrennbar mit den benachbarten Disziplinen verbunden und ist um einen steten Austausch mit Designerinnen und Designern aus den Bereichen Motion, 2D/3D, Interactive und Print bemüht. Seine Exklusivschriften für Top-Marken wie Porsche, Bentley, BMW-Motorrad, Santander oder Canyon-Bikes, sowie seine Retailfonts für TypeBy und Monotype (Lirico, Edward, Unitext) sind Belege seines Strebens nach sichtbarer Qualität in anspruchsvollen Umfeldern. Ein Traum wurde für den damaligen Type-Director DACH wahr, als er als führender Teil des Monotype-Studio-Teams die beliebteste Schrift der westlichen Welt überarbeiten durfte, die Helvetica Now.
Die Grundlagen zu dieser beeindruckenden Vita wurden während Hendrik Webers Studium an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst gelegt. Sein Förderer Fred Smeijers, Professor der damals neu gegründeten Fachklasse für Schrift, erkannte sein Talent und vertraut seither regelmäßig auf Webers Dienste.
Die Endphase seines Studiums war von Forschungsarbeiten zur kursiven Typografie bestimmt und gipfelten in einem Buch zum Thema. „Italic – What gives Typography its emphasis“ gilt als erste ausführliche Abhandlung hierzu, wurde mittlerweile ins Englische übersetzt und ist in der zweiten Auflage im Schweizer Niggli-Verlag erhältlich. Längst gibt Hendrik Weber sein Wissen und seine Erfahrungen auch direkt an Studierende weiter, etwa an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, der Hochschule für angewandte Wissenschaften München und der Hochschule Augsburg.
Zusammen mit Andreas Frohloff und Olli Meier nahm er sich für Fontwerk der Herausforderung an, die deutsche Designikone DIN-Schrift neu zu denken. Mit cleveren Gestaltungsideen, handwerklicher Präzision und dem Befolgen seines Designprinzips der Einfachheit kamen sie zu einer Lösung, die ein völlig neues Normschrift-Gefühl ermöglicht – mit strengem Gesamteindruck, extremen Breiten, einem Variable-First-Ansatz und einem Hauch Eleganz.
Die Schriften der Typo-Legende Lucas de Groot hinterlassen seit fast 30 Jahren ihre Spuren. Darüber hinaus prägt er mit seiner Lehrtätigkeit an der Fachhochschule Potsdam das schriftgestalterische Wirken vieler junger Designerinnen und Designer. Auch jenes von Jan Fromm, dessen besonderes Talent de Groot erkannte und den er noch während des Studiums zu sich holte.
Jan Fromm unterstützte LucasFonts bei umfangreichen Custom-Font-Projekten und dem Ausbau der Schriftbibliothek und war maßgeblich am Konzept sowie Design der Website beteiligt. Der multidisziplinäre Designer arbeitet heute freiberuflich an eigenen Schriften, Logos, grafischen und Webprojekten. Einen fundamentalen Bestandteil visueller Kommunikation schreibt er Schrift zu, da sie Informationen und Emotionen vermitteln könne.
Seine Arbeiten sind gekennzeichnet durch Funktionalität und Klarheit und die Reduktion auf Wesentliches. Ein scharfer Blick für Details ist durchweg erkennbar. Jan Fromm ist überzeugt, dass jene Details in ihrem harmonischen Zusammenspiel über die Gesamtqualität entscheiden.
Zu seinen interessantesten Jobs zählt die Arbeit für 29Letters, der Foundry von Pascal Zoghbi. Für viele Mitglieder dessen populärer arabischen Zarid-Superfamily zeichnete und harmonisierte er das korrespondierende Lateinisch. Jan Fromms eigene Familien Camingo, Komet, Capito und Rooney sind nicht minder erwähnenswert, sie belegen eine große Bandbreite an stilistischen Fähigkeiten. Auf die Rooney Sans greift seit zehn Jahren der größte Marktplatz für digitale Schriften, MyFonts, als Hausschrift zurück.
Mit dem komplexen Schriftsystem Nice veröffentlicht der Kaffee-liebende Cineast erstmals eine Schrift außerhalb seines eigenen Labels. Wir schätzen uns überaus glücklich, diesen Schritt und damit die Produktion und den Vertrieb der 56-teiligen Sippe übernehmen zu dürfen. Nach der Fertigstellung dieses umfangreichen Projekts können wir Jans außergewöhnlich hohen Qualitätsanspruch bestätigen – sowohl im Hinblick auf Design als auch Technik.
Als wir Joe Stitzleins Hamster in unserem E-Mail-Newsletter vorankündigen wollten, verweigerte das System den Versand. Der Grund: seine Vita. Aber der Reihe nach.
Retail-Schriften von Joe Stitzlein sind eine Rarität. Nach der mit dem TDC-Award ausgezeichneten ITC Tactile 1999, folgt ein Vierteljahrhundert später die Hamster – eine Schrift, die einfach Spaß macht und mit allerhand gestalterischen und technischen Feinheiten gespickt ist. Häufiger wirbelt er im Custom-Font-Bereich Staub auf. Er gestaltete Schriften für SGI (ausgezeichnet mit einem D&AD Pencil), Sempra Energy, Cloudera, Glasgow Rangers, Telge und ein populäres Social-Network, zum Teil mit riesigem Sprachausbau.
In erster Linie ist Joe Stitzlein jedoch Designer von Markensystemen und Identities, deren integraler Bestandteil seine oder Fonts anderer Designerinnen und Designer sind. Seinen gestalterischen Stempel drückte er bekannten Marken wie FedEx, Herman Miller, Michelle Obama’s Let’s-Move-Programm, H2FLY, Helion, P&G und Pixar auf und er gestaltete Logos für Netflix, Lilly und dwell.
Mit Steve Jobs definierte er die Bildwelt und Verpackungsstandards von Apple, Google verhalf er als Executive Creative Director zum globalen Designstudio, für Nike zeichnete er als Senior Global Creative Director für Nike+ und Nike Running verantwortlich und erschuf eine Kampagne, an deren Ende der erfolgreichste Schuh der Welt stand (Nike Free).
Seit 2016 bildet er gemeinsam mit Leslie Stitzlein das Stitzlein Studio, ein Büro für Markenidentität, Schriftgestaltung und digitale Umgebungen in der Bay Area von San Francisco. Hier macht er dort weiter, wo er zuvor in Anstellung erfolgreich aufgehört hatte.
Wie erklärt das aber den gescheiterten Versand des Newsletters? Die Liste der großen Namen, für die Joe Stitzlein arbeitete, schien dem automatischen Filter der E-Mail-Marketing-Software schlicht verdächtig. So viel geballte Markenpower kann schließlich nicht mit rechten Dingen zugehen. Und doch, in seinem Fall tut es das und wir könnten nicht glücklicher sein, dass seine immense Erfahrung nun mit der Hamster Einzug in die Fontwerk-Bibliothek hält.
Was europäische Unternehmen in Sachen Schrift und Branding benötigen, weiß Jörg Hemker wie wenige andere.
Er entwarf umfassende Schriftsysteme und Logotypen für Brands wie Bosch, Blaupunkt, Harry, dm, Metabo und Jette Joop. Er realisierte Projekte und entwickelte Kommunikationslösungen für Deutsche Telekom, ARD, rbb, Rheinische Post, Fresenius SE, Mainova, Mercedes-Benz, Allianz, Commerzbank, Landesregierung Nordrhein-Westfalen, Würth, Alperia, REWE, Jil Sander … wir brechen die Liste aus Platzmangel hier mal ab.
Jörg Hemkers Schriften ist gemein, dass sie nicht auf einer modischen Welle reiten, sondern im Rahmen der Möglichkeiten zeitlos sind. In der renommierten FontFont-Bibliothek erschienen seine FF Zwo (2002), FF Zwo Correspondence (2002), FF Sero (2011), FF Nort (2017) und FF Nort Headline (2020). Er räumte fast sämtliche Preise ab, die man für Kommunikations- und Schriftdesign bekommen kann: DDC, reddot, iF, German Design Award, Communication Arts, ADC New York.
Jörg ist überzeugt, dass das Empfinden von Schönheit das ist, was die Menschen auszeichnet. Seinen Blick auf die schönen Dinge der Welt teilt er mit ihr auf Instagram. Wir sind sehr froh, dass Jörg seine neue Heimat im Fontwerk gefunden hat.
„Hoffnung ist für Verlierer.“ Den Hinweis ihrers Lehrers Peter Verheul interpretierte Katja Schimmel für sich ganz klar: Sie hofft nicht, sie macht.
Sie entwirft Schriften, sie entwickelt Tools und Skripte, sie erschafft Animationen, sie praktiziert Lettering, sie kalligrafiert und schließlich produziert und mastert sie Fonts. Letzteres intensivierte sie während und nach ihrer Zeit bei den Font-Engineering-Spezialisten von Alphabet Type und derzeit in Diensten von Grilli Type.
Eine ihrer eher außergewöhnlichen Spezialitäten sind Installationen im dreidimensionalen Raum. So errichtete Katja einmal auf einem Festival eine betretbare Holzkonstruktion, die von einem Pulssensor angeregt im Rhythmus des Herzschlags der Besucher leuchtete. Auf diese und andere Arten öffnet sie sich multidisziplinär immer neuen kreativen Welten.
Katja nennt einen Bachelor der Weimarer Bauhaus-Universität sowie einen TypeMedia-Master in Typedesign der Königlichen Akademie der bildenden Künste in Den Haag ihr eigen. Vor der Zusammenarbeit mit Loris Olivier und Noheul Lee im Rahmen der McQueen veröffentlichte sie bereits ihre KABK-Abschlussschrift auf Future Fonts (Tweak Text und Tweak Display).
Schrift ist für Loris Olivier ein kleiner Farbklecks im Bunt, mit dem wir unsere Zukunft gestalten; Typografie ein neugieriger Diskussionsbeitrag im ganzheitlichen Designkontext.
Dieser Grundsatz setzt beim Schweizer ein beneidenswertes Talent für Trends und experimentelles Schriftdesign frei. Unter Beweis stellt er dies unter anderem bei Future Fonts, wo er mit seiner Frau Noheul Lee als lo-ol Typefoundry aktiv ist. Unter diesem Label veröffentlichte er bisher drei Familien: Gloubi (2018), Civilitate (2018) und Brienz (2019). Im Köcher hat der philosophierende Designer aber noch ausreichend Entwürfe für zehn Bibliotheken.
Bevor Loris Olivier seinen TypeMedia-Master in Typedesign an der Königlichen Akademie der bildenden Künste in Den Haag erlangte, studierte er Art-Direction an der ÉCAL in Lausanne. Seine Leidenschaft für Buchstabenformen entflammte aber bereits 2009 während eines Kalligrafie-Kurses bei Claude Dieterich in San Francisco.
Dass Loris gern auch mal seine Komfortzone im UI/UX-, Brand-, Grafik- und Typedesign verlässt belegt ein Projekt mit einem Freund. Mit ihm verbindet und verkabelt er nämlich elektronische Bauteile zu einer CNC-Steuerung, um damit Holz zu schneiden.
Wenn Noheul Lee das Cover von Joy Divisions „Unknown Pleasures“-Album betrachtet, denkt sie weniger über deren geheimnisvolle und rätselhafte Musik nach, sondern das mit den selben Adjektiven beschreibbare Design von Peter Saville.
Als Fan seiner Arbeit teilt sie damit das Schicksal vieler Designerinnen und Designer, die sich weniger vom Inhalt eines Produktes als von der Form berühren und inspirieren lassen.
Die koreanische Buch-, Editorial- und Typedesignerin betreibt gemeinsam mit ihrem Mann Loris Olivier die lo-ol Typefoundry in der Nähe von Genf. Schriftgestaltung brachte die Beiden übrigens auch zusammen: beide absolvierten das Typedesign-Masterstudium TypeMedia an der Königlichen Akademie der bildenden Künste in Den Haag. Zuvor erlang Noheul bereits einen Master für Visuelles Kommunikationsdesign an der renommierten Kookmin-Universität sowie einen entsprechenden Bachelor an der Sangmyung-Universität in Seoul.
Noheul – gesprochen „Noelle“ – hat sich beim Schriftdesign auf Multi-Scripts spezialisiert. Insbesondere ihrer Muttersprache Koreanisch fühlt sie sich verpflichtet. Dass sie darin besonders gut ist haben auch Andere erkannt. Für ihr Hangul-Design ihrer auf Future Fonts erhältlichen Vorversion der Arvana gewann sie die 6. Bang Il Young Cultural Foundation Fund Competition. Für das Latin-Design ihrer TypeMedia-Abschlussschrift Areon erhielt sie Gold in der Morisawa Type Design Competition.
Olli Meier ist seit 2022 ein echter Fontwerker, als Font-Engineer verantwortlich für die technische Qualität unserer Fonts.
Der Kommunikationsdesigner wendete Schrift zunächst auf Agenturseite an (z.B. für MetaDesign und Stan Hema) und unterrichtete typografische Grundlagen an der FH Dresden, bevor es ihn in Monotypes Produktions-Team zog. Dort fand er seine Bestimmung in der Fonttechnik, zuletzt als Senior Software Engineer, in dieser Rolle u.a. verantwortlich für interne Font-Tools.
Zu seinen Projekten beim Marktführer zählen die Helvetica Now, die Neue Frutiger World (jeweils Quality Engineering), das Corporate-Design der TYPOLabs, welches erstmals auf einen Variable-Font als Logo setzte (mit Bernd Volmer, ausgezeichnet mit dem Red Dot), seine eigene Schriftfamilie Vary oder FontSpecimen.com (Awwwards-Nominee). Seine Begeisterung für den Unicode – im Konsortium ist er Mitglied – entflammte nicht erst während seiner engen Zusammenarbeit mit Dave Opstad, Apple’s TrueType- und Unicode-Pionier. Olli ist außerdem in die Entwicklung eines der wichtigsten Tools unserer Branche eingebunden. Im Rahmen einer Fontwerk-Kooperation mit Glyphs sichert er die Qualität der App und unterstützt die Entwicklung neuer Features.
Neben seiner technischen Federführung gestaltete er gemeinsam mit Hendrik Weber und Andreas Frohloff die Neue DIN.
Dass er es auch analog kann, beweist sein interner Ruf als Heimwerker-King. Auf einem Bio-Hof im Barnimer Land bearbeitet er Holz oder schraubt an seinem Randonneur-Rad, mit dem er vergangenen Sommer mal eben bis zum Nordkap strampelte.
Das von Ralph und Jennifer du Carrois gegründete Grafikdesign-Studio entwickelte sich nach einem umfangreichen Corporate-Type-Auftrag für Suzuki bald zu einem Typedesign-Studio.
Damit machte sich Ralph bei internationalen Auftraggebern wie de Gruyter, zdf, Cisco, Bosch, TERN, Autodesk oder Monotype mit der Erweiterung und Gestaltung von Schriften einen Namen. Eines der umfangreichsten Projekte ist die mit Erik Spiekermann, Anja Meiners und Team entwickelte Fira Sans für Mozilla und die für here erweiterte FiraGO.
Mit seiner Foundry bBox Type betreut Ralph heute Kunden und Klientinnen unterschiedlicher Größe aus unterschiedlichen Geschäftsfeldern. bBox hat Projekte realisiert für das zdf, cewe, here, de Gruyter, Mozilla, Neue Nationalgalerie, Autodesk, Erik Spiekermann, Cisco, Bosch, die Stadt Rom und viele andere.
Der im Allgäu geborene diplomierte Produktdesigner widmet sich in seiner freien Zeit weiterhin gern seinem eigentlichen Studienfach als auch der Kunst. Mit dem Abschied aus der Hektik Berlins eröffneten sich für ihn und seine Familie in Potsdam neue Räume und Perspektiven. Dort lebt und arbeitet er heute in einem selbst entworfenen Holzhaus.
Berlin Letters heißt nicht nur das junge Schrift- und Lettering-Festival, das die Ur-Berlinerin Ulrike Rausch zusammen mit drei Partnern auf die Beine stellte, es könnte auch eine mögliche Umschreibung für ihr Label sein.
Dieses heißt aber LiebeFonts und ist bei Kennern handgemachter Fonts seit langem ein Begriff für herausragende Qualität in diesem oftmals qualitätsarmen Sektor. Seit 2009 verbindet sie dort ihr gestalterisches Talent mit einer besonderen Begeisterung für Code und ausgefeilte OpenType-Features. Damit war sie nicht nur eine der Wegbereiterinnen für den Script- und Letteringtrend der letzten Jahre, sie wird dafür auch als Beraterin von Auftraggebern wie Apple oder Adobe sowie von Veranstaltern geschätzt, auf deren Events sie eine gern gesehene Sprecherin ist.
Zusammen mit der Lettering-Designerin Chris Campe hat Ulrike zuletzt das Buch Making Fonts! geschrieben, in dem sie ihr Wissen zum Thema Typedesign und Fontproduktion weitergibt.
Mit der Supermarker veröffentlicht sie erstmals eine Schrift außerhalb ihres eigenen Labels. Wir könnten nicht glücklicher sein, dass sie sich dafür für Fontwerk entschieden hat.
Auf diese Köpfe sind wir stolz, denn darin entsteht, was wir lieben. Du gestaltest selbst Schriften und willst mitmachen? Super! So geht’s.