Story
Wie kann eine Schrift die Welt verbessern? Noch bevor er überhaupt den ersten Buchstaben zeichnete, wollte Christoph Koeberlin neben dem Design auch diese Frage beantworten. Er tritt damit den Beweis an, dass auch wir Designer unsere Umwelt positiv beeinflussen können.
Eine der Antworten ist die dauerhafte Spende von 25% seiner mit der Pangea erzielten Einnahmen zugunsten des Erhalts des Regenwaldes und großflächiger Wiederaufforstungsprojekte (Trees for the Future, The Green Belt Movement, Fairventures Worldwide). Mit jeder erworbenen Schriftlizenz hilfst Du also eine der wichtigsten Stellschrauben zu bewahren, um den Klimawandel zu bremsen. Fast ein wenig schade, dass der Name Futura bereits für eine andere geometrische Linear-Antiqua vergeben war. Hier wäre er passender gewesen.
Daneben liegt Christoph das Verbindende am Herzen. So wie der Urkontinent Pangea ein Symbol für das Zusammenleben ist, steht auch seine gleichnamige Schrift für globale Kooperation. Während ihn Gergő Kókai aus Ungarn beim Design der aufrechten Zeichen unterstützte, holte er sich für die Kursiven Tanya George aus Indien ins Boot (noch in Arbeit!). Die Griechin Irene Vlachou und den Russen Ilya Ruderman konsultierte er zur Sicherstellung der Qualität seiner griechischen und kyrillischen Zeichen. Die Zurichtung (Spacing) und das Kerning der Schrift wären ohne den Italiener Igino Marini und seinem iKern-Tool nicht denkbar gewesen. Ein breiter Fremdsprachenausbau scheint dernach für seinen omnikulturellen Ansatz obligatorisch. Und tatsächlich ist neben Extended Latin, Kyrillisch und Griechisch bereits Vietnamesisch enthalten; Arabisch, Hebräisch sowie andere Sprachen sollen mit weiterer internationaler Unterstützung folgen.
Man könnte die Tatsache, dass die Schrift für eine geometrische Grotesk bemerkenswert eng läuft vielleicht als weiteres (umwelt)bewusstes Feature verkaufen – spart sie schließlich Papier und Bildschirmkapazitäten –, aber das wäre dann doch zu viel des Guten. Diese Eigenschaft ist ehrlicherweise ein angenehmer Nebeneffekt eines der vielen smarten Designentscheidungen, die Christoph Koeberlin während seiner vierjährigen Arbeit an der Pangea traf. Eine andere ist die Konsequenz in der Kompaktheit und Geschlossenheit. Damit gelingt ihm erfolgreich der Spagat zwischen engen Groteskschriften und Geometrischen. Aus diesem Ansatz heraus erklärt sich auch das bei dieser Art Schriften eher seltene »Brillen-g«, zweistöckige a (double-storey) und l mit Bogenabschluss. Selbstverständlich gibt es hierzu die jeweils üblicheren einstöckigen g und a sowie einfachen l als OpenType-Alternative.
Das zweite Familienmitglied Pangea Text bedient sich zwar am Grundkonzept, zielt hingegen auf eine erhöhte Leserlichkeit ab. Mit ihren längeren Ober- und Unterlängen, offeneren Formen, Inktraps und ihrer großzügigeren Zurichtung ist die Textvariante die Empfehlung für umfangreichere Texte und die Anwendung in kleinen Schriftgrößen. Beide Familien ergänzen sich und harmonieren miteinander.

Pangea Text (hellblau) und Pangea im Vergleich
Christoph Koeberlin ist nicht nur ein Gestalter sehr eigenständiger Schriften (neben der Pangea auch der FF Mark und Fabrikat), er ist auch einer der weltweit gefragtesten Font-Techniker. Wie es sich für einen derartigen Fachmann gehört, verpasst er der gesamten Superfamilie eine Variable-Font-Version mit teils außergewöhnlichen Achsen. Die erlauben zwischen den je fünf aufrechten und kursiven Schnitten von Light bis Bold eine stufenlose Einstellung der Schriftstärke, der Ausprägungen der Ober- und Unterlängen, der Offenheit der Zeichenformen sowie des Spacings. Wie bei allen Fontwerk-Schriften die bereits von Hause aus als Variable-Fonts zur Verfügung stehen ist auch die Pangea Variable im jeweiligen Gesamtfamilien- oder Superfamilienpaket – im konkreten Fall in letzterem – ohne zusätzliche Kosten enthalten.
Design und Welt retten in einem – Einen Versuch ist es wert.

Fiktives Buchcover-Design mit beiden Familienmitgliedern: Pangea auf U1, Pangea Text auf U4 (Template von Mr. Mockup)