Das Geheimnis optischer Größen liegt einerseits in der Möglichkeit, einzelne Zeichen leserlicher zu gestalten, andererseits kann der gewünschte visuelle Eindruck einer Schrift über alle Schriftgrößen hinweg gewahrt werden. Die Wirkung in einer Überschrift ist dann identisch mit der einer Fußnote. Im Besonderen profitieren von dieser Anpassungsfähigkeit digitale Umgebungen, in denen Schriftgrößen und -stile nicht – wie beim Druck – eindeutig festgelegt werden, sondern auf kleinen Smartphones oder großen Displays betrachtet unterschiedlich (responsiv) dargestellt werden können.
Im Falle der Case liegen die Unterschiede der drei Familienmitglieder in der Laufweite. Im Vergleich ist die Zurichtung der normalen Case eng, die der Text hingegen weiter und der Micro am weitesten. Weiterhin unterscheiden sich Case Text und Case Micro zugunsten der besseren Lesbarkeit zu ihrer großen Schwester im „l mit Schniepel“ (Spiekermann-Terminologie) und in offeneren Formen. Die Micro besitzt zusätzlich eine höhere x-Höhe, unterscheidbarere Zeichenformen (r, i, j) bzw. breitere Glyphen (f, t), sowie deutliche Kontraste in den Zusammenflüssen von Stamm und Bogen.
Auffallend oft waren diese prägnanten Formen bislang der Anlass, den Zweck der Micro zu entfremden und sie groß auf Plakaten oder Bannern einzusetzen (z.B. hier). Hier wird die Flexibilität des Schriftsystems an unerwarteter Stelle unterstrichen.